Darja Dugina und das Jüngste Gericht

Das beste an der ORF-Berichterstattung ist ja, dass sie, was den Russland-Ukraine-Konflikt betrifft, dermaßen spekulativ ist, dass man direkt Spaß daran bekommt mitzuspekulieren. Nur, dass man das ORF-Narrativ der bösen Russen nicht wirklich teilen kann.

Wir müssen also von Anfang an zugeben, von der Materie absolut ebenso wenig Ahnung zu haben wie so einige ORF-Redakteure, wahrscheinlich aber noch weniger als die bestochenen von ihnen. Wir sind also geradezu auf der Medien und des ORF-Berichterstattung angewiesen und werden wie alles Volk von der Wahrheit abgelenkt. Unsere Wahrheitssuche kann diesbezüglich also niemals Absolutheitsanspruch für sich in Beschlag nehmen, obwohl wir von der Existenz einer objektiven Wahrheit vollkommen überzeugt sind. Dieser können wir uns aber nur anhand einer dialektischen Methode aus der Widersprüchlichkeit der landesüblichen Medien-Berichterstattung annähern.

Darja Dugina, man hat es inzwischen bereits allgemein vernommen, ist einem Attentat zum Opfer gefallen. Im Auto ihres Vaters ist sie in die Luft gesprengt worden. Es ist nicht viel von ihr übriggeblieben. Nur, wie man sagt, ein paar ihrer sterblichen Überreste und die Erinnerung ihrer Familie an sie und die höchstwahrscheinlich wirklich zutiefst freundschaftlich verbundene Beileidsbekundung des Präsidenten Wladimir Putin an ihren Vater. Dieser wird auch als enger Kumpan, manchmal auch als geistiger Ziehvater Putins kolportiert, Alexander Dugin.

Man nennt Dugin oftmals auch einen Philosophen, sagt aber immer auch dazu, dass er chauvinistisches, nationalistisches, rechtes Gedankengut verbreite und selbst bei Nazis in die Lehre gegangen sei. Das wird freilich oftmals auch bestritten, spielt aber eine eher untergeordnete Rolle, insofern sein Einfluss auf Putin nur als marginal bezeichnet werden kann und insofern man auch annehmen muss, dass Dugin keinen direkten Zugang zu den Oligarchen im Kreml hatte und also darum auch nicht die Entscheidungen, die diese treffen, direkt beeinflussen kann. Freilich kann er diese Entscheidungen verurteilen oder auch gutheißen, und als Journalistin öffentlich gutgeheißen hat bekannterweise seine Tochter die Militäroperation in der Ukraine. Frau Darja Dugina war also eine Propagandistin des feindlichen, nationalistischen, russischen Übergriffs auf die Ukraine, würde man wohl in der Ukraine brüllen, des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen die Ukraine geiferte man im kollektiven Westen. Dafür musste sie sterben.

Man muss diese Tat gar nicht moralisch verurteilen, sie ist und bleibt Mord. Sie kann nicht ins Kriegsgeschehen eingebettet werden, ebenso wenig wie die Ermordung Osama Bin Ladens oder Aiman Al Zawahiris oder viele, viele andere US-amerikanische Terrorschläge. (Auch Israel hat sich, was solcherlei Vorgehen betrifft, schon längst einen Namen gemacht.) Es sind doch immer wieder gerade die USA, die selbst ohne jede Gerichtsbarkeit Urteile bis hin zum Tod vollziehen, und sich aber selbst der internationalen Gerichtsbarkeit entziehen. Es sind westliche Fatwas, von den US-amerikanischen Mullahs gesprochen. Und von der Ukraine hört man, dass es dort „Friedensstifter“ gibt, die eine Liste von Feinden der Ukraine erstellen und laufend ergänzen. Die Liste ist nichts anderes als eine Abschussliste.

Nun wird es der russische Geheimdienst eines Tages aufklären, wenn es ihm nicht schon gelungen ist, wer ganz genau diese Tat begangen hat. Man wird eines Tages eine Person finden, die dann die ganze Verantwortung zu tragen haben wird. Man kann nämlich so ein Verbrechen gar nicht einer ganzen Nation oder womöglich gleich mehreren Nationen anhängen und anlasten. Man muss also die Individuen zur Verantwortung und aus dem Verkehr ziehen. Nichts anderes ist Ziel und Zweck der russischen Militäroperation. Russland ergreift in der Ukraine immer wieder Faschisten nach geschlagener Schlacht, hat sich aber bisher nicht der US-amerikanischen Methoden bedient, um beispielsweise Herrn Selenskyj zu beseitigen. Das würden wir aufs schärfste Verurteilen. Russland ist definitiv der schlechtere Mörder oder gar keiner. Russland verfolgt daher das Ziel Selenskyj eines Tages vor Gericht zu stellen. Das ist dem Muster nach eine christliche Haltung, denn auch die Christen sind stets angehalten nicht persönlich Gericht zu halten, sondern auf das Jüngste zu warten. Daher werden die Russen seiner habhaft, werden sie Selenskyj den Prozess machen, aber vermutlich werden sie ihn, selbst wenn sie den Krieg gewinnen sollten, vertagen müssen. Selenskyj wird längst über die sieben Weltmeere nach Argentinien oder in die USA oder wer weiß wohin geflohen sein. Joe Biden andererseits wird ganz sicher kein Gericht mehr sehen, außer das durch extremste Schuldgefühle halluzinierte Jüngste – aber das ist eine andere Geschichte.

P.N. (25.8.2022)

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