Revolution Selfie: The Red Battalion

Film von Steven de Castros (Philippinen/USA 2018)

Eine Solidaritätsveranstaltung mit dem Volksbefreiungskampf auf den Philippinen im Gedenken an den kürzlich verstorbenen Genossen Jose Maria Sison, dem Gründungsvorsitzenden der KP Philippinen mit einem Beitrag von NDFP Europe zur aktuellen Lage

Die Zeitschrift Proletarische Revolution und Freund.innen zeigen den Dokumentarfilm „Revolution Selfie: The Red Battalion“, der von Steven de Castros in den Jahren 2016-17 in den Philippinen gedreht wurde und mehrere Filmpreise erhalten hat.

Der Film geht auf die aktuellen und die historischen Hintergründe aus der Kolonialzeit ein, die die Gesellschaft und Entwicklung in den Philippinen prägen. Im Fokus des Films steht der von der faschistischen Duterte-Regierung inszenierte „Drogen-Krieg“, die Armut und Ausbeutung, sowie der Landraub und die Rolle der us-amerikanischen und multinationalen Konzerne. Zentrale Handlungsstränge sind aber auch die Auseinandersetzung mit der Stadtarmut, verkörpert durch Straßenkinder in Manila und eine Einheit der NPA (New Peoples Army), welche der Regisseur über einen längeren Zeitraum mit der Kamera begleitet hat.

Abseits bürgerlicher Dokumentarfilme, von denen auch die objektivsten nur einen Blick von außen auf den philippinischen Volksbefreiungskampf geben, bietet De Castros‘ Film neben der Darstellung der Hintergründe auch einen Einblick in den Alltag von Kämpfer/innen des Pulang Bagni Battalion der NPA und deren Beweggründe, den Kampf gegen die reaktionäre Staatsmacht aufzunehmen. Bemerkenswert ist jedenfalls auch die erfrischende Herangehensweise und der eigentümliche Stil von De Castros, der an Kurzfilme auf Youtube & Co. und Respawns aus Videospielen erinnert.

Obwohl die Dokumentation (wohl auch aus strrafrechtlichen Gründen) keine abschließende Beurteilung des Volkskriegs auf den Philippinen abgibt, der von der weltweiten Reaktion als Terrorismus verunglimpft wird, so sprechen die gezeigten Bilder klar für sich und den gerechten Kampf des philippinischen Volkes.

Fr 28.4.2023 18 Uhr Amerlinghaus (1070 Stiftgasse 8)

Es lebe der 1. Mai!

Es lebe der 1. Mai!

Nein zu Imperialismus und Krieg!

Für einen gerechten Frieden und Sozialismus!

Die bisherige Geschichte der Klassenkämpfe besteht aus blutigen Kämpfen zwischen den ausbeutenden und den ausgebeuteten Klassen. Der 1. Mai ist ein Moment dieses historischen Prozesses. Er ist auch gleichzeitig ein Beweis für das Bewusstsein und die Taten der Arbeiter und Werktätigen im Kampf gegen Ausbeutung, Unterdrückung und für die völlige Befreiung der Menschheit vom Joch der kapitalistischen Sklaverei.

Dieser Tag drückt auch die internationale Verbundenheit des Proletariats und Werktätigen der Welt aus und ist Ausdruck von Interesse, Wille und gemeinsamem Widerstand der verschiedenen Arbeiter und Arbeiterinnen aller Nationalitäten im Kampf gegen das Kapital als ein gesell­schaftliches Verhältnis, das Ausbeutung, Raub, Krieg und Angriff auf andere Nationen und Völker in sich trägt.

Der 1. Mai hatte immer eine besondere Stellung innerhalb der Arbeiter/innen- und kommu­nistischen Bewegung und nach so vielen Jahren (seit 1885) ist er weiterhin eine Quelle neuer Inspiration und Energie zur Befreiung des Proletariats aus seinen Fesseln, was an diesem Tag immer wieder mit roten Fahnen zum Ausdruck gebracht wird. Die revolutionäre Seite des 1. Mai ist aber der antagonistische Widerspruch zwischen den Interessen der Arbeiter/innenklasse und Werktätigen und der Bourgeoisie und beweist die Gesetzmäßigkeit, dass die Geschichte der Menschheit nicht deterministisch oder durch den Willen einzelner Persönlichkeiten bestimmt wird (Schah, Klerus, Mullahs, Helden oder „böse“ Menschen, Verräter), sondern sie ist die Geschichte der Klassenkämpfe, deren kontinuierliche Entwicklung zur Herrschaft des Proletariats führen wird (oder zum Untergang der kämpfenden Klassen).

Im Iran wird der 1. Mai trotz seines Verbots von fortschrittlichen Arbeitern und Arbeiterinnen und Kommunist/innen in verschiedenen Formen z.B. in Parks, auf Plätzen und in den Produktions­stätten gefeiert und sie fordern ihre gewerkschaftlichen und politischen Rechte, wobei sie immer wieder durch die Schergen des Regimes zusammengeschlagen, verhaftet, gefoltert und in Gefäng­nisse gesteckt werden.

Das Charakteristikum des heurigen 1. Mai besteht in den sich immer weiter verschärfenden Widersprüchen innerhalb des Weltimperialismus sowie in der Konkurrenz zwischen den imperia­listischen Blöcken. – Das sind einerseits die USA, die Europäische Union und Groß­britannien als aggressiver Block, aber in absteigender Tendenz, andererseits China, Russland und Länder der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) in aufsteigender Tendenz.

Diese inner-imperialistischen Widersprüche tragen den Keim eines neuen imperialistischen Weltkriegs in sich. Ein offensichtliches Beispiel ist der sich immer weiter ausdehnende Einfluss des Westens und der NATO in den vergangenen 25 Jahren bis an die Grenze Russlands. Ein Prozess, der schlussendlich zu einem Stellvertreterkrieg zwischen den Imperialisten in der Ukraine führte. Das Monopolkapital und dessen willfährige Regierungen versucht, um die sog. „demokratischen Grundsätze“ in den Metropolenländern aufrechtzuerhalten, die sozialen Errungenschaften der Arbeiter/innenklasse in den Metropolenländern abzubauen und mit einer Anti-Ausländer-Politik und Rassismus die Zwietracht und Feindschaft zwischen den Arbeiter/innen der verschiedenen Nationalitäten zu schüren. Das klare Beispiel dafür ist das Verhalten der bürgerlichen Parteien in Österreich am Vorabend der Parlamentswahlen 2024. Gleichzeitig intensivieren sie auch den Terror und die Unterdrückung sowie die erbarmungslose Ausbeutung der neokolonialen und halbkolonialen Länder in Lateinamerika, Afrika, West- und Zentralasien und im Chinesischen Meer, wohin die imperialistischen Widersprüche vor allem verlagert sind, damit die gerechten Kämpfe dieser Völker zu ihrer Befreiung, was ihre Interessen potentiell bedroht, eingedämmt werden und die Ausbeutung der Arbeiter/innenklasse dieser Länder und der Raub an ihren Naturressourcen weiterhin fortgesetzt werden kann. Aber die Entwicklung und der Schwung der Kämpfe der unterdrückten Massen, z.B. in weiten Teilen Lateinamerikas, Westasiens, das Aufkommen der fortschrittlichen Bewegung bringen das kapitalistisch- imperialistische System immer mehr in Bedrängnis. Und gleichzeitig werden die inneren Widersprüche und die Kon­kurrenz um die Unterwerfung von Nationen, Ausbeutung der Naturressourcen und Gewinnung von neuen Märkten mit billigen Arbeitskräften und damit höheren Profiten verschärft. Dies alles zeigt, dass die Neuverteilung der Welt wieder auf der Tagesordnung der Imperialisten steht. Allein nach dem 2. Weltkrieg bis heute gab und gibt es hunderte direkte militärische Interventionen und Putsche durch die USA und ihre Verbündete, mittels ihres verbrecherischen militärischen Paktes NATO (im Moment besitzt die NATO 857 Militärstützpunkte weltweit) gegen die unterdrückten Völker und Länder, die sich nicht dem Diktat des Imperialismus unterwerfen: Der Korea-Krieg, Indochina, vor allem der Vietnam-Krieg, militärische Aggression, Bombardement und Zersetzung Jugoslawiens, der Krieg gegen Irak, Syrien, Afghanistan, Libyen, Jemen, Tschad, Mali und mehr als 70 Jahre Besetzung Palästinas durch die israelischen Zionisten, Einkreisung und wirtschaftlicher Boykott gegen Kuba und auch der Militärputsch im August 1953 im Iran und die Wiedereinsetzung der Marionette Mohammed Reza Schah, der wirtschaftliche Boykott und die militärische Bedro­hung dieses Landes, sowie der 8 Jahre dauernde reaktionäre Iran-Irak-Krieg (1980-88) und Dutzen­­de andere Beispiele und Komplotte in Form z.B. von „seidenen“ oder „farbi­gen“ Revolutionen.

Das bedeutet, dass Imperialismus und Krieg zusammengehören, und um diese Verbrechen zu beenden ist die Fortsetzung des Klassenkampfes und der Sturz dieses Systems umso notwendiger.

In diesem Zusammenhang ist die endgültige Bestimmung und Regelung der politischen Herrschaft im Iran zu einer wichtigen Angelegenheit geworden, um die inner-imperialistischen Widersprüche und deren strukturelle Krise zu lösen. Die islamische Republik Iran, die ein Produkt des Angriffes der imperialistischen Konterrevolution gegen die Volks- und Arbeiter/innenbewegung und der Niederlage des Bahman-Aufstandes 1979 war, kann den Menschen ihre absolute Herrschaft nicht mehr wie vorher aufzwingen. Die relative Stabilität des Regimes begann unter dem Druck der objektiven Widersprüche zu schwinden. Ausdruck davon ist die Entwicklung der sozialen Bewegungen und Aufstände in den letzten beiden Jahrzehnten. Diese Krise ist selbst unter anderem das Resultat der neoliberalen Wirtschaftspolitik der Imperialistischen Finanz-Institutionen, die den iranischen Völkern aufgezwungen wird:

Eine hohe Inflationsrate bis annähernd 51%, die tägliche Teuerung der Grundbedürfnisse der Menschen, die Aushungerung der Wirtschaft, parallel dazu die weitgehende Privatisierung, unter anderem der neue Plan der Regierung unter dem Namen „effiziente Gestaltung des staatlichen Reichtums“, Korruption und Rentenwirtschaft der Technokraten und Bürokraten des Staates, die intensive Ausbeutung der Arbeitskraft, das Aufzwingen von „provisorischen Arbeitsverträgen“ und in vielen Fällen sogar „weißen“ Verträgen, die eine jederzeitige Kündigung „legalisieren“, weil der „Vertrag“ nur ein weißes Blatt Papier ist, das unterzeichnet werden muss. – Dies alles steht im Dienste der Erhöhung des Profites der Kapitalisten und ihrer räuberischen Ausbeutung der Naturressourcen, Zerstörung der Umwelt und Intensivierung von Armut und Elend, die Schere zwischen Arm und Reich wird immer vergrößert.

Schließlich ist das ungeheure Verbrechen des Regimes in den letzten Monaten, die mutmaßlichen Giftgasanschläge in Mädchenschulen und –internaten zu nennen, was große Wut und Empörung der Bevölkerung hervorgerufen hat. Bis jetzt sind etliche dieser Mädchen gestorben und viele wurden schwer verletzt in Krankenhäuser eingeliefert.

Die unerträgliche soziale und wirtschaftliche Situation verengt den Handlungsspielraum der Macht des islamischen Regimes immer mehr und zwingt es zu demagogischen Maßnahmen wie „allgemeine Amnestien“ und dem Versprechen von Reformen, um bei nächster Gelegenheit die gerechten Forderungen der unterdrückten Massen, vor allem der Frauen und der unterdrückten Völker im Iran weiterhin zu unterdrücken.

Auf der anderen Seite muss uns bewusst sein, dass diese Krise nicht das Charakteristikum der iranischen Gesellschaft ist – obwohl hier in starkem Maß die inneren durch die imperialistischen Widersprüche überlagert sind – sondern sie ist der Ausdruck der strukturellen und weltweiten kapitalistisch-imperialistischen Krise des ganzen Systems. Das führt in den halbkolonialen und abhängigen Ländern wie dem Iran zu periodisch auftretenden Volksbewegungen und Protesten der anderen Schichten und Klassen der Gesellschaft, vor allem der Frauen gegen Zwangs­verschleierung, wobei es aktuell eine starke Unterstützung seitens der Männer bei diesen Protesten gibt.

Die Proteste und Bewegungen der letzten fünf Monate haben das Gesicht der iranischen Gesellschaft weitgehend verändert. Sie haben die Autorität und „Heiligkeit“ der führenden Persönlichkeiten des Regimes angegriffen und stark infrage gestellt. Diese Revolten und Proteste sind Ausdruck der Entwicklung und des Aufschwungs der Zuspitzung des Widerspruchs zwischen den Arbeiter/innen und Werktätigen und der imperialistischen Herrschaft und aus ihnen können wertvolle Lehren gezogen werden. Die Lösung dieses Widerspruchs ist entweder durch Sturz der imperialistischen Herrschaft und die Errichtung der Volksmacht unter Führung der Arbeiterklasse oder durch eine Veränderung innerhalb des Regimes (ohne das kapitalistische System anzutasten) möglich oder aber durch die Wahl anderer imperialistischer Alternativen wie Machtübernahme der Überbleibsel des gestürzten Pahlawi-Regimes oder der Mujaheddin-Rajawi. Diese Kräfte genießen die volle finanzielle und mediale Unterstützung der Imperialisten und ihr Bewegungs­radius und ihre Politik entspricht deren neokolonialen Interessen, unter der Flagge ihrer verloge­nen imperialistischen Menschenrechtsdemagogie. Wir müssen uns bewusst darüber sein, dass ein„regime change“ von oben nur eine kosmetischer Behandlung darstellt und im Grunde genommen das bestehende kapitalistische System schützt und zur Intensivierung der Ausbeutung der Arbeiter/innen und Werktätigen führt, wie wir es schon bei dem Machtwechsel vom Schah-Regime zu Khomeini erlebt haben.

Nun stellt sich die Frage: Was tun?

Angesichts der immer stärker auftretenden Massenbewegungen nimmt der subjektive Faktor und die Führung der Revolution und damit verbunden die Lösung der Frage der politischen Macht eine besondere Stellung ein. Nun stellt sich die Frage, wo und auf welchem Weg sich so eine Führung der Revolution bildet. Ein Faktor, der wichtig ist für die radikale Änderung des Systems und die Sicherung der Ziele der Revolution, d.h. die Zerschlagung des abhängig kapitalistischen Systems, dem Kampf gegen Opportunismus und Revisionismus, unter anderem nationalem iranischem Chauvinismus, welcher wie ein Parasit die Bewegung von innen heraus zerstört.

Wird die Führung dieser Bewegung durch eine „kopflose, horizontale Vernetzung“ zustande kommen oder durch die spontane Organisierung auf Bezirksebene oder auf der Straße? Man fragt sich, ob der Sturz des Regimes ohne Vorbereitung bestimmter notwendiger Faktoren zustande kommen kann. Nach unserer Meinung sind all diese Auffassungen anti-marxistisch und haben keine historische Rechtfertigung. So eine Herangehensweise an die Revolution endet schließlich dort, dass die Bewegung, bewusst oder nicht bewusst, im Vorhof der Bourgeoisie geopfert und schlussendlich durch die Bourgeoisie vereinnahmt wird. Ein Prozess, der leider schon im Gange ist. Die Erfahrungen der Arbeiterrevolutionen und die Befreiungsbewegungen zeigen uns, dass für die Fortsetzung und der Sieg der Revolution eine revolutionäre Partei, notwendig ist, die sich auf demokratischen Zentralismus stützt.

Angesichts der Polarisierung zwischen Arbeit und Kapital im Iran und die quantitative Entwicklung der Arbeiter/innenklasse und Lohnabhängigen ist die Schaffung des subjektiven Faktors der Revolution, das heißt der Aufbau einer Arbeiterpartei zur Veränderung der Gesellschaft notwen­diger denn je. Daher ist die Aufgabe der fortschrittlichen Arbeiter/innen und kommu­nistischen Kräfte entsprechend den Gesetzmäßigkeiten der iranischen Gesellschaft die bewaffnete Organi­sie­rung der Revolution als revolutionäre Taktik.

Nur im Laufe dieses Prozesses wird sich das sozialistische Bewusstsein mit der Arbeiter/innen­bewegung verbinden und die demokratischen Forderungen anderer Schichten und Klassen der Gesellschaft ermöglichen. Dieser subjektive Faktor entsteht auf keinen Fall aus den spontanen und zersplitterten Massenbewegungen, sondern ist das Resultat der unermüdlichen Arbeit und des aktiven Eingreifens der fortschrittlichen und kommunistischen Avantgarde, die mit der marxistisch-leninistischen Theorie und Praxis gewappnet ist. Im Lichte dieser Kämpfe können die Arbeiter/innen und Werktätigen ihre gewerkschaftlichen und politischen Forderungen einbringen und als eine souveräne Kraft mit neuen Qualitäten und Energie, zuerst die Befreiung der Gesell­schaft und dann ihre eigene Befreiung verwirklichen.

Es lebe die Solidarität der Arbeiter/innen der Welt!

Arbeiter, und unterdrückte Völker vereinigt euch!

Nieder mit dem Regime der islamischen Republik!

Nieder mit dem Imperialismus!

Es lebe die Freiheit, es lebe der Sozialismus!

Freiheit für alle politischen Gefangenen!

Kampf gegen jeglichen Rassismus, Nationalismus, Chauvinismus und patriarchalische Strukturen!

Die Befreiung der Frauen ist ohne Revolution und die Revolution ist ohne die Frauen nicht möglich!

Der imperialistische Boykott nutzt nur der herrschenden Klasse und ist gegen die Interessen der Volksmassen gerichtet.

Ein linker iranischer Aktivist in Wien (Österreich)

Wien, 1. Mai 2023

Kontaktadresse: Iran-Rat, Amerlinghaus, Stiftgasse 8, A-1070 Wien

Email: shora.sam@gmail.com

زنده باد اول ماه مه!

زنده باد اول ماه مه!

نه به امپریالیسم و جنگ! برای صلحی عادلانه و سوسیالیزم!

تاریخ مبارزه طبقاتی تا کنون حاکی ازپیکارهای خونین بین طبقات استثمارکننده و استثمار شونده بوده است. اول ماه مه یکی ازاین لحظات تاریخی و جلوه­ای از آگاهی و عمل کارگران و زحمتکشان جهت مقابله با استثمار، سرکوب و کلا رهائی کامل انسان ازقید بردگی سرمایه است. این روز( از1885 تا بحال) همچنین تجلی خصلت بین­المللی و همبستگی پرولتاریا و زحمتکشان جهان بوده و بیان منافع، اراده و مقاومت مشترک کارگران ملیت­های مختلف در تقابل با سرمایه به مثابه یک رابطه اجتماعی است که سلطه استثمار،غارت و جنگ وتجاوز را به ملت­ و خلق­های دربند تحمیل کرده­است. اول ماه همواره جایگاه خاصی در جنبش کارگری و کمونیستی داشته و با گذشت سالیان دراز همچنان کانونی زاینده و پرخروشی است که رهائی پرولتاریا را از بند­های ریشه­ایش با برافراشتن پرچم سرخ به جهانیان اعلام می­دارد. جنبه انقلابی اول ماه مه اما بازتاب آشتی ناپذیری منافع طبقه کارگر و زحمتکش با بورژوازی و اثبات این قانونمندی است که تاریخ بشریت نه اختیاری ویا خواست شخصیت­های فردی، شاه و کشیش و ملا، نوابغ و قهرمانان و یا آدم­های بد جنس و خائن و بیک کلام حاصل نیروهای کور اجتماعی نیست، بلکه تاریخ مبارزه طبقاتی است که در تداوم خود برای حاکمیت پرولتاریا و متحدینش مبارزه می­کند. در ایران با وجود ممنوعیت اول ماه مه، کمونیست­ها و کارگران پیشرو درپارک­ها، میادین و حوزه­های کار وتولید آنرا گرامی داشته و خواهان برآورده شدن حقوق صنفی و سیاسی خویش­اند که همواره با ضرب وشتم، دستگیری و زندانی روبرو می­شوند.

ویژگی اول ماه مه امسال رشد تضاد­های درونی سرمایه­داری جهانی و تشدید رقابت­ بین قطب­های بزرگ امپریالیستی – ایالات متحده آمریکا، اتحادیه اروپا و بریتانیای کبیر- بلوک مهاجم ولی در حال افول – از یکطرف و چین وروسیه و گرد­همائی «بریکس» (Brics) – بلوک – برزیل،روسیه،هندوستان، چین و آفریقای جنوبی درحال صعود- ازطرف دیگراست که جهان را آبستن جنگ جهانی دیگری کرده­است. مثال بارزآن گسترش مستمرغرب وناتو(NATO) طی بیست وپنج سال گذشته تا مرزهای روسیه است که به جنگی نیابتی بین امپریالیست­ها دراکرائین منجر شده­است. سرمایه­داری انحصاری و دولت­های خدمتگزارآنها برای اینکه „بنیان­های دمکراسی“ را درکشور­های خودی حفظ کنند، نه تنها دست­آوردهای اجتماعی طبقه کارگردرکشورهای مرکز را هرچه بیشتر ازمیان بر می­دارند و با اتخاذ سیاست­های خارجی ستیزی و نژاد پرستی به نفاق و دشمنی بین کارگران ملیت­های مختلف دامن می­زنند- نمونه آن رفتار احزاب بورژوازی اتریش در آستانه انتخابات جدید مجلس در سال 2024 است- بلکه همزمان بر ترور، سرکوب و استثماربی­رحمانه کشورهای تحت سلطه توسط ایادی خود درآمریکای لاتین، آفریقا، آسیای مرکزی و غربی و حوزه دریای چین که گرهگاههای تضاد­های امپریالیستی است می­افزایند تا استثمار طبقه کارگر این کشورها و غارت منابع طبیعی آنها را تداوم بخشیده و از رشد جنبش­های آزادی­خواهانه وعدالت­طلبانه که بالقوه منافع آنها را تهدید می­کند جلوگیری کنند. ولی رشد واعتلای مبارزات توده­های تحت ستم بعنوان مثال در گستره آمریکای لاتین و آسیای غربی و… نظام سرمایه­داری – امپریالیستی را هرچه بیشتر در تنگنا قرار داده و برتضاد­های درونی آن در رقابت جهت انقیاد ملت­ها ،دستیابی به بازارهای جدید، نیروی کار ارزان و کسب سود بیشتر می­افزاید، بطوریکه تقسیم مجدد جهان را به مشخصه اصلی این نظام تبدیل ­ و فقر، فلاکت، نابودی، خانه­خرابی و آوارگی را به میلیون­ها انسان تحمیل کرده­است . تنها بعد از جنگ جهانی دوم تاکنون صد­ها تجاوزمستقیم نظامی و کودتا توسط ایالت متحده آمریکا و متحدینش با کمک پیمان جنایتکارناتو- با داشتن 857 پایگاه نظامی دراقصی نقاط جهان- علیه خلق­های در بند و کشورهای که اوامر امپریالیستی را برنمی­تابند صورت گرفته است: جنگ کره، هندوچین، بخصوص در ویتنام، تجاوز نظامی و بمباران و تجزیه یوگسلاوی، جنگ علیه عراق، سوریه، افغانستان، لیبی، یمن، چاد و مالی و بیش ازهفتاد سال اشغال فلسطین توسط صیهونیست­های اسرائیلی، چندین دهه محاصره وتحریم اقتصادی علیه کوبا و بالاخره کودتای نظامی در 28 مرداد 32 و تحمیل مجدد محمد رضاشاه مزدور به مردم ایران و حال بایکوت اقتصادی و تهدید این کشور به حمله نظامی و نیز جنگ هشت ساله ارتجاعی ایران وعراق، ساخت و پرداخت نیروهای ارتجاعی همانند داعش و دهها توطئه­ براندازی بشکل انقلابات مخملی در کشور­های دیگر همگی حاکی از آن است که امپریالیسم وجنگ همزاد یکدیگر بوده و پایان دادن به چنین رقابت­های خانمانسوزی درگرو دامن زدن به مبارزه طبقاتی وسرنگونی نظم حاکم است.

در این رابطه تعیین تکلیف نهائی حاکمیت درایران به یکی ازگره گاههای حل تضاد­های درونی گروهبندی­های مالی امپریالیستی و بحران­های ساختاری آن تبدیل شده­است که می­تواند امتزاجی از دیپلماسی و مداخله نظامی باشد. جمهوری اسلامی که محصول تعرض ضد انقلاب امپریالیستی به جنبش کارگری و مردمی ایران و شکست قیام بهمن در سال 57 بود، دیگر نمی­تواند همانند گذشته سلطه خود را به مردم اعمال کند و در گرداب این بحران دست وپا می­زند، بطوریکه قدرقدرتی نسبی رژیم اسلامی در زیر فشار تضاد­های عینی جامعه ودر این ارتباط رشد خیزش­های اعتراضی چند دهه اخیرآغاز به ریزش کرده­است. بحرانی که همچنین برآمده از تضاد­های داخلی و نیز قبول دستورات برنامه­های نولیبرالی نهاد­های مالی امپریالیستی از طرف رژیم اسلامی است که حاصل آن نرخ تورم بالای 51%، گرانی روزافزون مایحتاج اولیه زندگی، تعدیل اقتصادی همراه با خصوصی­سازی­های وسیع از جمله طرح جدیدی بنام „بارآورکردن دارائی­های کشور“– تقسیم دارائی­های ملی به ثمن بخس بین ایادی خود- دزدی و رانت خواری دولت سالاران و استثمار شدید کارگران، تحمیل قرارداد­های موقت و بعضا سفید برای ارزان سازی نیروی کار جهت کسب سود بیشتر برای سرمایه­داران می­باشد. سیاست­های که نتیجه آن، غارت منابع طبیعی ویرانی زیست وبوم و تشدید فقر وفلاکت برای توده­های تحت ستم، از جمله کارگران افغانی است. بطوریکه انباشت ثروت در دست طبقه سرمایه­داران انگلی از یکطرف، بیکاری توده­ای، انبوه کودکان کارخیابانی، روسپیگری، نبود امنیت اجتماعی و اعتیاد و تبدیل خط فقر به خط گرسنگی و شکاف روزافزون طبقاتی از طرف دیگر و در این اواخر جنایت هولناک تهاجم شیمیائی و مسموم کردن کودکان در مدارس و خوابگاهها توسط ایادی رژیم که تاکنون دهها دختر وپسر به قتل رسیده­اند و هنوز هم ادامه دارد، به چهره کریه ستمگری و بربریت جمهوری اسلامی تبدیل شده­است.

این وضعیت ناهنجار اقتصادی و اجتماعی نه تنها دایره عمل و اقتدار رژیم جمهوری اسلامی را تنگ کرده بلکه او را مجبور می­کند به عوامفریبی „عفو“ و „قول اصلاحات“ دست زند تا بتواند در فرصت­های بعدی خواست­های انسانی توده­های فرودست، زنان و خلق­های ساکن ایران را با توسل به نیروهای سرکوب خود بسیج، گشت­های ربایش و کشتار، سپاه و ارتش سرکوب کند. از طرفی دیگرباید دانست که این بحران تنها مختص جامعه ایران نیست، هر چند که در آینجا به وسعت زیادی سرباز کرده­است، بلکه در مجموع بیان بحران ساختاری نظام سرمایه­داری – امپریالیستی یعنی انباشت و رکود سرمایه است که در وسعت جهانی نطفه بسته و رشد کرده­است و در کشورهای وابسته و نیمه مستعمره از جمله ایران بطور مضاعف باز تولید می­شود که برآمد آنرا بخصوص درچند دهه اخیر در سطح جامعه بصورت طغیان­های متناوب مردمی ازجمله اعتصابات کارگران، طغیان­های توده­­های فرودست و اعتراضات وسیع زنان علیه حجاب اجباری درهمراهی و همدوشی با مردان شاهد بوده­ایم، تکان­های از پائین که سیمای جامعه ایران را تغییر داده، „­بزرگ­نمائی“ و „تقدس مابی“ چهره­های شاخص رژیم را بی اعتبار کرده­است. ولی این جوشش­های اجتماعی که در واقع بیان رشد و اعتلای تضاد­ اصلی جامعه یعنی تضاد کارگران وزحمتکشان با سلطه امپریالیستی است، هر چند پر ارزش و دارای درس­های گرانبهائی است، ولی درنبرد طبقاتی موجود سرنوشت نهائی آنها در تغییر توازن قوا بین انقلاب وضد انقلاب، یا بشکل ریشه­ای یعنی سرنگونی سلطه امپریالیستی و برقراری حاکمیت خلق برهبری طبقه کارگرویا بصورت استحاله درونی رژیم حاکم و یا در صورت لزوم، گزینش و پیش­راندن بدیل­های امپریالیستی مانند بقایای رژیم منفور و سرنگون شده پهلوی و یا مجاهدین – رجوی در دستور کار اربابانشان قرار خواهد گرفت. این نیرو­ها از حمایت کامل مالی و رسانه­­ای امپریالیستی برخوردارند.جریاناتی که هیچ ارتباطی با منافع توده­های تحت ستم ودست­یابی به حتی دمکراسی بورژوازی نداشته و تمامی توان حرکت و سیاست گزاری آنها زائیده ومنطبق بر منافع نواستعماری بوده و در زیر پرچم دروغین حقوق بشر امپریالیستی لانه کرده­اند. باید به این مسئله آگاه بود که<تعویض رژیم> از بالا در نهایت به آرایش روبنائی و حفظ نظام پوسیده سرمایه­داری و تشدید استثمار و سرکوب و بی حقوقی کارگران و مزدبگیران منجر خواهد شد، آنچه که ما با جایگزینی رژیم شاه با خمینی شاهد آن بودیم.

در اینجاست که عامل ذهنی رهبری وداشتن برنامه­ای انقلابی و حل حاکمیت سیاسی با توجه به شرایط متحول موجود، اهمیتی دو چندان می­یابند. این عامل ذهنی در چه پروسه­ای شکل می­گیرد، قوام یافته و به وزنه­ای برای تغییر پایه­ای نظام و تامین اهداف راهبردی انقلاب که همانا نابودی سرمایه­داری وابسته و طرد فرصت­طلبی و رویزیونیسم ازجمله تفکر توده­ایسم و ناسیونالیسم عظمت­طلبانه ایرانی که مانند بختکی از درون جنبش را می­خورد تبدیل می­شود؟ آیا این عامل مهم و حیاتی از شبکه­های به اصطلاح <افقی بی سر> و بصورت خودبخودی و یا <سازماندهی افقی محلی محور> و یا در <کف خیابان­ها> و ناآرامی­های موجود شکل خواهد گرفت؟ آیا طرح شعار سرنگونی بدون فراهم کردن عوامل انضمامی آن از جمله عنصر ذهنی انقلاب و تکامل تشکیلاتی و سیاسی پرولتاریا وازآنجا رهبری جنبش­های پراکنده و گسترده موجود، یعنی کوشش برای ایجاد ظروف لازم دخالت مستقیم کارگران، امری انتزاعی نخواهد ماند و آب به آسیاب ارتجاع نخواهد ریخت؟. به اعتقاد ما چنین درکی از سازماندهی و سازمان­یابی جنبش­های اجتماعی و کلا انقلاب، کاملا ضد مارکسیستی و فاقد توجیه تاریخی و دورنمای انقلابی بوده و نتیجه آن آگاه ویا ناآگاه قربانی کردن نارضایتی­های موجود مردم در بارگاه بورژوازی وابسته ایران و مصادره آن توسط دیگر بدیل­های امپریالیستی است، روندی که متاسفانه شاهد آن هستیم. تجارب انقلابات کارگری و جنبش­های رهائی­بخش نشان داده­اند که پیشبرد و پیروزی انقلاب در گرو تشکل، تحزب و تسلیح پرولتاریاست و آنهم بر اساس مرکزیتی دمکراتیک. با توجه به قطب بندی کار و سرمایه در ایران و رشد چشمگیر طبقه کارگر و مزدبگیران جامعه، ایجاد عنصرذهنی انقلاب یعنی حزب به مثابه پیشاهنگ طبقه کارگر برای دگرگونی جامعه اهمیتی دوچندان می­یابد. بنابراین وظیفه عناطرپیشرو کارگری و نیروهای کمونیستی است که با در نظر داشتن قانونمندی­های جامعه تحت سلطه ایران، سازماندهی مسلحانه انقلاب و تکامل آن به قهر انقلابی طبقه پرولتاریا و متحدینش را در دستور کار خویش قرار دهند. در چنین فرایندی است که می­توان آگاهی سوسیالیستی را با جنبش کارگری تلفیق داده و خواست­های دمکراتیک دیگرمزدبگیران جامعه را در پیوند با مبارزات کارگران و زحمتکشان به صحنه اجتماعی کشاند. این عنصر ذهنی بطور خودبخودی ازدرون ناآرامی­های پراکنده جاری نشات نمی­گیرد، بلکه حاصل کار و مداخله فعال، پیگیر و مستقیم پیشگامان کمونیستی و عناصر آگاه کارگری مسلح به تئوری و عمل <مارکسیسم- لنینیسم انقلابی> با هدف سازماندهی درسطوح مختلف تولید از جمله کمک به ایجاد تشکل­های مستقل کارگری و حضورفعال در مجامع توده­ای است. در پرتو چنین مبارزه­ای است که کارگران و توده­های در بند می­توانند خواست­های اقتصادی و سیاسی خود را به عرصه اجتماعی کشانده و بعنوان یک نیروی مستقل و با کیفیتی نوین و پر قدرت امر رهائی جامعه و سپس خود را تحقق بخشند. (یکی از فعالین چپ در وین) اتریشویناول ماه مه 2023

کارگران و خلق‌های تحت ستم متحد شوید!مرگ بر امپریالیسم وهرگونه ارتجاع!

نابود باد رژیم جمهوری اسلامی!زنده باد سوسیالیسم!

پیش بسوی مبارزه برای تحقق حقوق کارگران و توده­های تحت ستم! نابود باد سرکوب و استثمار سرمایه داری!

با هرگونه راسیسم، عظمت طلبی ملی، ساختارهای پدرسالاری و تبعیض و ستم جنسی مبارزه کنیم!

نه به جنگ افروزی و اشغالگری امپریالیست­ها! بایکوت اقتصادی تنها به نفع سرمایه داران و علیه زحمتکشان است!

رهائی زنان بدون انقلاب و انقلاب بدون زنان امکان پذیر نیست!برای آزادی بدون قید و شرط تمامی زندانیان سیاسی!

محل تجمع و میز کتاب:رینگ مقابل Denkmal der Republikساعت 9 صبح

Kontakt: Iran-Rat, Amerlinghaus, Stiftgasse 8, email:shora.sam gmail.com

Modernes Vokabular verständlich, weil gar nicht viel zu begreifen

von P.N.

Dem spontanen Bewusstsein drängt sich jedes gesprochene Wort unmittelbar als Begriff auf. Es nimmt den analytischen Widerspruch zwischen lautlicher und inhaltlicher Komponente des Wortes als Zeichen nicht wahr. Spontan sieht man über den Widerspruch hinweg, weil man auf kürzestem Wege über den Inhalt zum Begriff strebt. Die lautlichen Beschaffenheiten der Wörter selbst sind bloße Worthülsen, deren Gesetzlichkeiten logisch unzugänglich in den tiefsten Tiefen des Sprachzentrums im Gehirn verborgen bleiben. Und selbst die Gesetze, die aus der Beliebigkeit der lautlichen Möglichkeiten, erst das Gerüst zur inhaltlichen Bestimmung erschaffen, zielen auf den Transport der Begriffe ab. Anders gesagt, ist es nicht das Wort, das den Begriff prägt, sondern andersrum: der Begriff schafft sich seinen tönenden Luftstrom, sucht sich sein Wort, setzt seinen Satz. Das nochmals Gewendete heißt Schnappatmung.

Ist Schnappatmung nicht rein körperlich, sondern auch geistig, intellektuell angelegt, so erwähnt man mit ihr oft auch Political Correctness, Gendersensibilität, Diversität und Inklusion und erweitert sie ganz praktisch zu Cancel Culture. Die schon erwähnten moralischen Gesinnungsinstanzen der Cancel Culture haben die Hervorhebung einzelner Wortzeichen bzw. teilweise sogar einzelner Wortbestandteile gegenüber dem Begriff zu seinem wesentlichen Bestandteil, ja zu seiner Voraussetzung. Der Begriff, der sich ja überhaupt erst aus dem Zusammenspiel vieler dieser Wortzeichen ergibt, erschließt sich der Cancel Culture und ihren Vertretern selbst überhaupt nicht, muss er auch nicht. Cancel Culture kommt wie jede Zensur ohne den Begriff aus, im Gegenteil, ihr Ziel ist es ja den Begriff nachgerade zu vernichten. Wenn sich aber ein Begriff erst einmal ins Fleisch gefressen hat, dann findet er immer neue Worte. Andererseits gelingt es der Zensur bei der Suche nach neuen Worten Irrpfade zu legen, sodass der Begriff selbst zumindest vorübergehend löchrig und porös wird.

Nehmen wir zunächst einen politisch scheinbar unbedeutenden Begriff: Krüppel. Das Wort ist schon recht veraltet. Wahrscheinlich wissen viele gar nicht mehr, was es bedeutet. Wer also keinen Begriff von dem Wort hat, schlage beispielsweise auf Wikipedia nach. Vorsichtig, verschämt wird da erwähnt, dass sich das Wort „bis ins 20. Jahrhundert“, „noch bis in die Zeit des Nationalsozialismus“ „wertneutral“ in verschiedenen anderen Begriffen, Nominalkomposita werden im Anschluss aufgezählt, wiederfindet. Das kann wohl nur bedeuten, dass bis dahin das Wort selbst ebenfalls, wenn auch nicht ausschließlich, wertneutrale Verwendung fand. Natürlich wurde es auch als Schimpf- und Schandwort verwendet und wurde dann wohl mit guter Absicht zu „Versehrter“ oder „Behinderter“ oder „Person/Mensch mit besonderen Bedürfnissen“, wonebenbei letzterer Euphemismus den Schreiber stets an adelige oder sonstwie abartig, kaprizierte Leute denken lässt. Aber egal, es ist ja tatsächlich nicht angemessen immer und ewig von Krüppeln zu sprechen. Nur ändert es gar nichts, wenn stattdessen von Behinderten oder Versehrten etc. die Rede ist, weil ja diese Synonyme alle nur einen, dazu recht äußerlichen Aspekt einer oder mehrerer Personen begrifflich erfassen, man sich also von den Personen selbst absolut keinen Begriff macht bzw. nichts weiter über die besprochenen Personen aussagt. Das ist mehr als moralisch verwerflich vielmehr engstirnig und dumm. Man muss aber sehr wohl davon sprechen und dagegen protestieren, dass die US- und die Bandera-Faschisten heute in der Ukraine Krüppel schlagen lassen wie zu weilands Zeiten Kirche, Kaiser und König die Ritter. Kleiner Tipp für alle, die jetzt nicht wissen, wie man Menschen mit körperlichen Besonderheiten, also Freaks, wie ja einige auch sagen, ansprechen oder über sie berichten kann: Fragen Sie nach den Namen! Das hat selbst bei Joseph Goebbels geholfen.

Saujud“ ist da schon ganz etwas anderes. Abgesehen davon, dass der Schreiber dieser Zeilen jetzt als Antisemit identifiziert ist, weil er das Wort in seiner lautlichen Entsprechung buchstabengetreu einfach so hinschreibt, will man die inhaltlich-begriffliche Dimension, die sich ja eben nicht allein aus dem Wort, sondern aus dem Zusammenhang des Geschriebenen ergeben muss, gar nicht kennen. Nein, wenn einer sowas sagt oder schreibt, braucht er nicht weiterzureden oder weiterzuschreiben. Maulkorb und Presseverbot! Der ist rechts, mindestens so rechts wie die ganze israelische Regierung, wenn sie vollzählig ist. Jetzt hör mir doch aber auf! Gar nicht mehr weiterlesen!

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Sind Sie wieder da, geneigter Leser? Wie schon erwähnt, „Saujud“ ist schon ganz etwas anderes. Das Wort ist nämlich gar keinem anderen Impuls geschuldet, als zu beleidigen, zu verachten. Es ist vom Begriff her schon reines Schimpf- und Schmähwort. Tatsächlich ist es ja von den Einzelbegrifflichkeiten her ein sich selbst widersprechendes Kompositum, auch darum dumm und eben gar keine Begriffsbildung. Wenn Sie also diese gähnende Leere verstehen, die dieses Kompositum so allumfassend bildet, dann brauchen Sie keinen Maulkorb, kein Redeverbot, keine Cancel Culture, damit Sie das Wort erst gar nicht mehr gebrauchen. Ich werde mich in Zukunft auch daran halten!

Kommen wir nun einmal zu einem positiven Beispiel: Positiv in dem Sinne, dass die Cancel Culture in diesem Falle kein Verbot über die Phrase verhängt, sondern sich umgekehrt mit der ununterbrochenen Verwendung der Phrase ein Gebot auszudrücken scheint. „Es braucht …“ „Was es jetzt braucht ist, …“ Kennen Sie die Phrase aus Politik und Medien? Kann sich vielleicht auch noch einer erinnern, wir sind schon in dem Alter, als man sich noch mit dem freudianischen „Es drängt“, „Es treibt“ auseinandergesetzt hat? Das Triebhafte von unten drängend, unheimlich, aber auch ad hoc treibend. Das Ich war ihm oft gar nicht gewachsen. Es, das Ich, brauchte zuweilen das Über-Ich, um das Es bändigen zu können. Dabei hieß es, wo Es ist, soll Ich werden, aber das war wohl mehr das freudianische Über-Ich, das da verheißungsvoll gesprochen hat. Wo Es war, hat sich das Über-Ich ganz rasch wieder durchgesetzt. Unterwegs ging den meisten das Ich verloren. Ein ganz wesentliches Verdienst der Arbeitssoziologie und -psychologie. „Aber was es heute braucht“ – ein Ausdruck, der tagein tagaus, landauf landab von Politik und Medien gebraucht wird. Was heißt das überhaupt. Früher hat man von Bedürftigen gesprochen, die etwas brauchen, also: Ich brauche oder er braucht oder wir brauchen. Als die Franzosen bei Marie Antoinette petitionierten, riefen sie da: „Es braucht Brot!“? Nein, sie riefen selbstverständlich: „Wir brauchen Brot!“ Die Antwort Marie Antoinettes ergäbe sonst keinen Sinn. Was ist es denn überhaupt, dem die Politiker hier Ausdruck verleihen? Das Es ist es nicht. Was heißt; „Es braucht …“? Warum heißt es nicht: „Ich brauche …“ oder „Wir brauchen …“? Was braucht hier? Das brauchen ist in dieser Verwendung wider alle gesunde Erwartung gar nicht bedarfs- oder bedürfnisorientiert, sondern in ganz anderem Sinne gebraucht. Wie die Aussage: „Das brauchst du nicht machen“ oder nach guter, alter Sprachschule: „Das brauchst du nicht zu machen“ bedeutet, dass der Angesprochene von etwas entbunden ist, also einer Verpflichtung nicht nachkommen muss, man also sagen könnte: „Das musst du nicht machen.“, so ist auch die Phrase „Es braucht ..“ der Ausdruck einer Verpflichtung, allerdings einer, die man unbedingt zu erfüllen hat. Die Volksvertreter sagen: „Es braucht …“ und das Volk versteht, wenn es richtig versteht: „Ihr müsst …“. Das also ist der positive Sinn, dieser sprachlichen Figur: es ist geboten. Der dialektische Trick besteht eben darin, dass das Volk den Zwang nicht bemerkt, aber dennoch danach handelt. Als wäre eine Freiheit, wird etwas so ausgedrückt, als wäre eine Einsicht in eine Notwendigkeit. Ideologie pur!

Apropos: Der Begriff Ideologie ist ja völlig aus der Mode. Heute sprechen die Leute vom Narrativ. Ideologie ist ja ein System von weltanschaulichen Begriffen, eine politische, soziale, religiöse etc. Theorie, die im historisch-materialistischen Kontext einer jeweiligen im Klassenkampf verstrickten Seite zuzurechnen ist. Da sich Klassenkampf heutzutage verbietet, „braucht es“, sprich: müssen oder sollen wir wenigstens auch den Begriff davon nicht verwenden und damit wir uns nicht so schwer tun schenkt die Bourgeoisie dem Volk, „braucht es“ das Wort Narrativ, welches zwar dem Begriff der Ideologie, oberflächlich gesehen, recht nahe kommt, aber doch starke Unschärfe hineinbringt. So weit, so klar nach Lyotard. Dabei umfasst Narrativ freilich erst einmal nicht allumfänglich den Begriff der Ideologie denn das Narrativ ist ja bloß die Erzählung einer gegebenen Gesellschaft zur Selbstrechtfertigung und Legitimation. Dagegen ist die Ideologie nicht bloß Erzählung, sondern System, in dem das Narrativ bloß ein Teilaspekt sein kann. Vielmehr kommt es ja nicht allein auf die Legitimation, sondern auch auf die noch zu entstehende zukünftige nicht nur Legitimation, sondern auch tatsächlich noch zu schaffende Realität an. So versteht sich Ideologie, egal wie realitätsfremd sie auch manchmal sein kann. Außerdem kennt das Narrativ der Gesellschaft keine Klassen, denn es handelt sich dabei ja um die gemeinsame Erzählung der Gesellschaft. Es ist nicht die Erzählung der Klassen. Es ist die von allen Klassen angenommene und von der herrschenden übernommene Erzählung der Gesellschaft, also ein korporatistisches Konzept. Dagegen ist die Ideologie, wie schon gesagt, historisch-materialistisch gefasst, Klassenideologie a priori. Nun erkennen wir freilich auch den Zweck der Ersetzung des alten Begriffs mit dem neuen Wort. Dabei soll sich noch zu allem Unglück die angeblich vorwurfsvolle Kritik des Historikers Dan Diner: Die Massenvernichtung der europäischen Juden hat eine Statistik, kein Narrativ“, ganz gegenteilig und apologetisch ausgewirkt haben. Der Satz soll so oft diskutiert worden sein, sodass sich erst durch die häufige Zitierung der Ausdruck Narrativ überhaupt in Wissenschaftskreisen etabliert habe. Der Grund letzthin, dass sich der Ausdruck durchgesetzt hat, ist aber natürlich sein Zweck. Eine Erzählung, und nichts anderes soll das Narrativ sein, als die große Erzählung einer immer in ihrer Gesamtheit gedachten Gesellschaft, eine Erzählung wird immer im Nachhinein erzählt. So ist zum Beispiel der Postkolonialismus mitsamt seiner Kritik nur die Erzählung des Kolonialismus, der Imperialismus hingegen ist die Aufhebung des Kolonialismus in der Hegel’schen Bedeutung des Begriffs Aufhebung, also die Fortsetzung der Herrschaft über die abhängigen Länder auf erweiterter Stufenleiter. Während man sich postkolonialistisch also hauptsächlich mit der unaufgearbeiteten Reflexion des Kolonialismus aufhält, ist der Imperialismus mit Siebenmeilenstiefeln fortgeschritten zur alleraggressivsten, letztmöglichen Ausbeutung sämtlicher natürlichen, sozialen und kulturellen Ressourcen. Und jetzt kleben Sie sich bitte fest!

Die ursprüngliche Stoßrichtung des von Lyotard geprägten Begriffs war die Kritik an den in gewisser Weise teleologischen Lehren des Immanuel Kant und des Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Der Kommunismus mit dem angestrebten Ziel der klassenlosen Gesellschaft á la Marx wurde in diese philosophische Reihenfolge mit aufgenommen und wurde natürlich mir nichts dir nichts zur großen Erzählung deklariert, wie Christentum und seitdem noch viele mehr. Wir sehen also die Stoßrichtung, in die das geht. Die Apologeten dieser philosophischen Ausrichtung, sind aber keineswegs anti-teleologisch, sie haben ihr Ziel sehr wohl vor Augen und arbeiten mit folgendem Trick: Wenn wir die Philosophien von Kant, Hegel und Marx als Narrative, als große Erzählungen deuten, dann nehmen wir ihnen ihr Telos, ihr Ziel, indem wir ja so tun, als ob die Philosophien bloße Geschichten seien, große, anspruchsvolle, heroische vielleicht, aber passé. Diese neuen Philosophen verlegen das Ziel der alten Philosophen ideologisch aber nur in die Vorzeit und tun halt so, als ob Marxens Bart (Geschichte!) inzwischen schon so lange (große Geschichte!) sei, dass er sich mit seinen Füßen selber draufsteige (schon wieder vorbei!). Sie setzen ihr eigenes Ziel durchaus dagegen. Damit glauben sie die alten Meister mit billigem Trick erledigen zu können. Dies ist der philosophische Teil, aber die Massen können damit sowieso nichts anfangen und die Politiker übersetzen den Begriff Narrativ sehr frei. Wenn es nach politologischer und medialer Verwendung des Begriffs geht, bezeichnet er eine beliebige Erzählung einer beliebigen Menge von Menschen, die man jeweils als Gesamtgesellschaft sehen und bezeichnen kann und die den sogenannten Fakten, welche immer das von der Politik und den Medien Gesetzte, Gemachte und Vorgemachte, Vorgegebene sind, entgegensteht. Die anderen bedienen sich zur Legitimation eines Narrativs, wir selber aber sind im Besitz (nicht der Wahrheit – wir sind ja Demokraten!), aber der Fakten. Die Fakten sind zu glauben, factum! Das Narrativ der anderen ist reine Propaganda. Und hier schließt sich nun der Kreis. Wir sahen wie das Wort Narrativ in den Begriff der Ideologie hineinschwimmt und hinten nach und nicht ohne Absicht in all seiner geschilderten Unschärfe im Begriff Propaganda endgültig verschwimmt.

Und nun noch ein letztes Wort, damit wir hier nicht so aus dem Artikel aussteigen und womöglich keine Reibefläche entsteht. Sie dürfen sich, liebe Leser, anschließend gerne entrüstet distanzieren! Ich will mich gar nicht auf die logische bzw. unlogische Nachvollziehbarkeit der ganzen Angelegenheit berufen, nicht auf die Erklärungen irgendwelcher Kommissionen, die ja doch nie und nimmer eine russische Mitschuld sachlich begründen werden und auch nicht auf den Herrn Seymour Hersh, der ja bereits als Verschwörungstheoretiker entlarvt ist. Nein, ich will ganz eigenständig Verschwörungstheoretiker sein und darum ganz ohne nähere Begründung und frei heraus, ohne irgendwelche Anhaltspunkte oder Hinweise möchte ich sagen: Ich glaube … Nein anders: Ich bin ganz sicher, ich weiß, Biden und Kumpane haben die Sprengung von Nord-Stream befohlen. Das hat es nämlich gebraucht. Und ich reihe mich voller Stolz ein zu den Verschwörungstheoretikern.

Nachsatz:

Bei Gott, wenn ich das alles überdenke, dann erscheint mir jeder der heutigen Staaten nur als eine Verschwörung der Reichen, die unter dem Vorwand des Gemeinwohls ihren eigenen Vorteil verfolgen und mit allen Kniffen und Schlichen danach trachten, sich den Besitz dessen zu sichern, was sie unrecht erworben haben, und die Arbeit der Armen für so geringes Entgelt als möglich für sich zu erlangen und auszubeuten.“

Karl Kautsky

Modernes Vokabular verständlich, weil gar nicht viel zu begreifen

von P.N.

Dem spontanen Bewusstsein drängt sich jedes gesprochene Wort unmittelbar als Begriff auf. Es nimmt den analytischen Widerspruch zwischen lautlicher und inhaltlicher Komponente des Wortes als Zeichen nicht wahr. Spontan sieht man über den Widerspruch hinweg, weil man auf kürzestem Wege über den Inhalt zum Begriff strebt. Die lautlichen Beschaffenheiten der Wörter selbst sind bloße Worthülsen, deren Gesetzlichkeiten logisch unzugänglich in den tiefsten Tiefen des Sprachzentrums im Gehirn verborgen bleiben. Und selbst die Gesetze, die aus der Beliebigkeit der lautlichen Möglichkeiten, erst das Gerüst zur inhaltlichen Bestimmung erschaffen, zielen auf den Transport der Begriffe ab. Anders gesagt, ist es nicht das Wort, das den Begriff prägt, sondern andersrum: der Begriff schafft sich seinen tönenden Luftstrom, sucht sich sein Wort, setzt seinen Satz. Das nochmals Gewendete heißt Schnappatmung.

Ist Schnappatmung nicht rein körperlich, sondern auch geistig, intellektuell angelegt, so erwähnt man mit ihr oft auch Political Correctness, Gendersensibilität, Diversität und Inklusion und erweitert sie ganz praktisch zu Cancel Culture. Die schon erwähnten moralischen Gesinnungsinstanzen der Cancel Culture haben die Hervorhebung einzelner Wortzeichen bzw. teilweise sogar einzelner Wortbestandteile gegenüber dem Begriff zu seinem wesentlichen Bestandteil, ja zu seiner Voraussetzung. Der Begriff, der sich ja überhaupt erst aus dem Zusammenspiel vieler dieser Wortzeichen ergibt, erschließt sich der Cancel Culture und ihren Vertretern selbst überhaupt nicht, muss er auch nicht. Cancel Culture kommt wie jede Zensur ohne den Begriff aus, im Gegenteil, ihr Ziel ist es ja den Begriff nachgerade zu vernichten. Wenn sich aber ein Begriff erst einmal ins Fleisch gefressen hat, dann findet er immer neue Worte. Andererseits gelingt es der Zensur bei der Suche nach neuen Worten Irrpfade zu legen, sodass der Begriff selbst zumindest vorübergehend löchrig und porös wird.

Nehmen wir zunächst einen politisch scheinbar unbedeutenden Begriff: Krüppel. Das Wort ist schon recht veraltet. Wahrscheinlich wissen viele gar nicht mehr, was es bedeutet. Wer also keinen Begriff von dem Wort hat, schlage beispielsweise auf Wikipedia nach. Vorsichtig, verschämt wird da erwähnt, dass sich das Wort „bis ins 20. Jahrhundert“, „noch bis in die Zeit des Nationalsozialismus“ „wertneutral“ in verschiedenen anderen Begriffen, Nominalkomposita werden im Anschluss aufgezählt, wiederfindet. Das kann wohl nur bedeuten, dass bis dahin das Wort selbst ebenfalls, wenn auch nicht ausschließlich, wertneutrale Verwendung fand. Natürlich wurde es auch als Schimpf- und Schandwort verwendet und wurde dann wohl mit guter Absicht zu „Versehrter“ oder „Behinderter“ oder „Person/Mensch mit besonderen Bedürfnissen“, wonebenbei letzterer Euphemismus den Schreiber stets an adelige oder sonstwie abartig, kaprizierte Leute denken lässt. Aber egal, es ist ja tatsächlich nicht angemessen immer und ewig von Krüppeln zu sprechen. Nur ändert es gar nichts, wenn stattdessen von Behinderten oder Versehrten etc. die Rede ist, weil ja diese Synonyme alle nur einen, dazu recht äußerlichen Aspekt einer oder mehrerer Personen begrifflich erfassen, man sich also von den Personen selbst absolut keinen Begriff macht bzw. nichts weiter über die besprochenen Personen aussagt. Das ist mehr als moralisch verwerflich vielmehr engstirnig und dumm. Man muss aber sehr wohl davon sprechen und dagegen protestieren, dass die US- und die Bandera-Faschisten heute in der Ukraine Krüppel schlagen lassen wie zu weilands Zeiten Kirche, Kaiser und König die Ritter. Kleiner Tipp für alle, die jetzt nicht wissen, wie man Menschen mit körperlichen Besonderheiten, also Freaks, wie ja einige auch sagen, ansprechen oder über sie berichten kann: Fragen Sie nach den Namen! Das hat selbst bei Joseph Goebbels geholfen.

Saujud“ ist da schon ganz etwas anderes. Abgesehen davon, dass der Schreiber dieser Zeilen jetzt als Antisemit identifiziert ist, weil er das Wort in seiner lautlichen Entsprechung buchstabengetreu einfach so hinschreibt, will man die inhaltlich-begriffliche Dimension, die sich ja eben nicht allein aus dem Wort, sondern aus dem Zusammenhang des Geschriebenen ergeben muss, gar nicht kennen. Nein, wenn einer sowas sagt oder schreibt, braucht er nicht weiterzureden oder weiterzuschreiben. Maulkorb und Presseverbot! Der ist rechts, mindestens so rechts wie die ganze israelische Regierung, wenn sie vollzählig ist. Jetzt hör mir doch aber auf! Gar nicht mehr weiterlesen!

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Sind Sie wieder da, geneigter Leser? Wie schon erwähnt, „Saujud“ ist schon ganz etwas anderes. Das Wort ist nämlich gar keinem anderen Impuls geschuldet, als zu beleidigen, zu verachten. Es ist vom Begriff her schon reines Schimpf- und Schmähwort. Tatsächlich ist es ja von den Einzelbegrifflichkeiten her ein sich selbst widersprechendes Kompositum, auch darum dumm und eben gar keine Begriffsbildung. Wenn Sie also diese gähnende Leere verstehen, die dieses Kompositum so allumfassend bildet, dann brauchen Sie keinen Maulkorb, kein Redeverbot, keine Cancel Culture, damit Sie das Wort erst gar nicht mehr gebrauchen. Ich werde mich in Zukunft auch daran halten!

Kommen wir nun einmal zu einem positiven Beispiel: Positiv in dem Sinne, dass die Cancel Culture in diesem Falle kein Verbot über die Phrase verhängt, sondern sich umgekehrt mit der ununterbrochenen Verwendung der Phrase ein Gebot auszudrücken scheint. „Es braucht …“ „Was es jetzt braucht ist, …“ Kennen Sie die Phrase aus Politik und Medien? Kann sich vielleicht auch noch einer erinnern, wir sind schon in dem Alter, als man sich noch mit dem freudianischen „Es drängt“, „Es treibt“ auseinandergesetzt hat? Das Triebhafte von unten drängend, unheimlich, aber auch ad hoc treibend. Das Ich war ihm oft gar nicht gewachsen. Es, das Ich, brauchte zuweilen das Über-Ich, um das Es bändigen zu können. Dabei hieß es, wo Es ist, soll Ich werden, aber das war wohl mehr das freudianische Über-Ich, das da verheißungsvoll gesprochen hat. Wo Es war, hat sich das Über-Ich ganz rasch wieder durchgesetzt. Unterwegs ging den meisten das Ich verloren. Ein ganz wesentliches Verdienst der Arbeitssoziologie und -psychologie. „Aber was es heute braucht“ – ein Ausdruck, der tagein tagaus, landauf landab von Politik und Medien gebraucht wird. Was heißt das überhaupt. Früher hat man von Bedürftigen gesprochen, die etwas brauchen, also: Ich brauche oder er braucht oder wir brauchen. Als die Franzosen bei Marie Antoinette petitionierten, riefen sie da: „Es braucht Brot!“? Nein, sie riefen selbstverständlich: „Wir brauchen Brot!“ Die Antwort Marie Antoinettes ergäbe sonst keinen Sinn. Was ist es denn überhaupt, dem die Politiker hier Ausdruck verleihen? Das Es ist es nicht. Was heißt; „Es braucht …“? Warum heißt es nicht: „Ich brauche …“ oder „Wir brauchen …“? Was braucht hier? Das brauchen ist in dieser Verwendung wider alle gesunde Erwartung gar nicht bedarfs- oder bedürfnisorientiert, sondern in ganz anderem Sinne gebraucht. Wie die Aussage: „Das brauchst du nicht machen“ oder nach guter, alter Sprachschule: „Das brauchst du nicht zu machen“ bedeutet, dass der Angesprochene von etwas entbunden ist, also einer Verpflichtung nicht nachkommen muss, man also sagen könnte: „Das musst du nicht machen.“, so ist auch die Phrase „Es braucht ..“ der Ausdruck einer Verpflichtung, allerdings einer, die man unbedingt zu erfüllen hat. Die Volksvertreter sagen: „Es braucht …“ und das Volk versteht, wenn es richtig versteht: „Ihr müsst …“. Das also ist der positive Sinn, dieser sprachlichen Figur: es ist geboten. Der dialektische Trick besteht eben darin, dass das Volk den Zwang nicht bemerkt, aber dennoch danach handelt. Als wäre eine Freiheit, wird etwas so ausgedrückt, als wäre eine Einsicht in eine Notwendigkeit. Ideologie pur!

Apropos: Der Begriff Ideologie ist ja völlig aus der Mode. Heute sprechen die Leute vom Narrativ. Ideologie ist ja ein System von weltanschaulichen Begriffen, eine politische, soziale, religiöse etc. Theorie, die im historisch-materialistischen Kontext einer jeweiligen im Klassenkampf verstrickten Seite zuzurechnen ist. Da sich Klassenkampf heutzutage verbietet, „braucht es“, sprich: müssen oder sollen wir wenigstens auch den Begriff davon nicht verwenden und damit wir uns nicht so schwer tun schenkt die Bourgeoisie dem Volk, „braucht es“ das Wort Narrativ, welches zwar dem Begriff der Ideologie, oberflächlich gesehen, recht nahe kommt, aber doch starke Unschärfe hineinbringt. So weit, so klar nach Lyotard. Dabei umfasst Narrativ freilich erst einmal nicht allumfänglich den Begriff der Ideologie denn das Narrativ ist ja bloß die Erzählung einer gegebenen Gesellschaft zur Selbstrechtfertigung und Legitimation. Dagegen ist die Ideologie nicht bloß Erzählung, sondern System, in dem das Narrativ bloß ein Teilaspekt sein kann. Vielmehr kommt es ja nicht allein auf die Legitimation, sondern auch auf die noch zu entstehende zukünftige nicht nur Legitimation, sondern auch tatsächlich noch zu schaffende Realität an. So versteht sich Ideologie, egal wie realitätsfremd sie auch manchmal sein kann. Außerdem kennt das Narrativ der Gesellschaft keine Klassen, denn es handelt sich dabei ja um die gemeinsame Erzählung der Gesellschaft. Es ist nicht die Erzählung der Klassen. Es ist die von allen Klassen angenommene und von der herrschenden übernommene Erzählung der Gesellschaft, also ein korporatistisches Konzept. Dagegen ist die Ideologie, wie schon gesagt, historisch-materialistisch gefasst, Klassenideologie a priori. Nun erkennen wir freilich auch den Zweck der Ersetzung des alten Begriffs mit dem neuen Wort. Dabei soll sich noch zu allem Unglück die angeblich vorwurfsvolle Kritik des Historikers Dan Diner: Die Massenvernichtung der europäischen Juden hat eine Statistik, kein Narrativ“, ganz gegenteilig und apologetisch ausgewirkt haben. Der Satz soll so oft diskutiert worden sein, sodass sich erst durch die häufige Zitierung der Ausdruck Narrativ überhaupt in Wissenschaftskreisen etabliert habe. Der Grund letzthin, dass sich der Ausdruck durchgesetzt hat, ist aber natürlich sein Zweck. Eine Erzählung, und nichts anderes soll das Narrativ sein, als die große Erzählung einer immer in ihrer Gesamtheit gedachten Gesellschaft, eine Erzählung wird immer im Nachhinein erzählt. So ist zum Beispiel der Postkolonialismus mitsamt seiner Kritik nur die Erzählung des Kolonialismus, der Imperialismus hingegen ist die Aufhebung des Kolonialismus in der Hegel’schen Bedeutung des Begriffs Aufhebung, also die Fortsetzung der Herrschaft über die abhängigen Länder auf erweiterter Stufenleiter. Während man sich postkolonialistisch also hauptsächlich mit der unaufgearbeiteten Reflexion des Kolonialismus aufhält, ist der Imperialismus mit Siebenmeilenstiefeln fortgeschritten zur alleraggressivsten, letztmöglichen Ausbeutung sämtlicher natürlichen, sozialen und kulturellen Ressourcen. Und jetzt kleben Sie sich bitte fest!

Die ursprüngliche Stoßrichtung des von Lyotard geprägten Begriffs war die Kritik an den in gewisser Weise teleologischen Lehren des Immanuel Kant und des Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Der Kommunismus mit dem angestrebten Ziel der klassenlosen Gesellschaft á la Marx wurde in diese philosophische Reihenfolge mit aufgenommen und wurde natürlich mir nichts dir nichts zur großen Erzählung deklariert, wie Christentum und seitdem noch viele mehr. Wir sehen also die Stoßrichtung, in die das geht. Die Apologeten dieser philosophischen Ausrichtung, sind aber keineswegs anti-teleologisch, sie haben ihr Ziel sehr wohl vor Augen und arbeiten mit folgendem Trick: Wenn wir die Philosophien von Kant, Hegel und Marx als Narrative, als große Erzählungen deuten, dann nehmen wir ihnen ihr Telos, ihr Ziel, indem wir ja so tun, als ob die Philosophien bloße Geschichten seien, große, anspruchsvolle, heroische vielleicht, aber passé. Diese neuen Philosophen verlegen das Ziel der alten Philosophen ideologisch aber nur in die Vorzeit und tun halt so, als ob Marxens Bart (Geschichte!) inzwischen schon so lange (große Geschichte!) sei, dass er sich mit seinen Füßen selber draufsteige (schon wieder vorbei!). Sie setzen ihr eigenes Ziel durchaus dagegen. Damit glauben sie die alten Meister mit billigem Trick erledigen zu können. Dies ist der philosophische Teil, aber die Massen können damit sowieso nichts anfangen und die Politiker übersetzen den Begriff Narrativ sehr frei. Wenn es nach politologischer und medialer Verwendung des Begriffs geht, bezeichnet er eine beliebige Erzählung einer beliebigen Menge von Menschen, die man jeweils als Gesamtgesellschaft sehen und bezeichnen kann und die den sogenannten Fakten, welche immer das von der Politik und den Medien Gesetzte, Gemachte und Vorgemachte, Vorgegebene sind, entgegensteht. Die anderen bedienen sich zur Legitimation eines Narrativs, wir selber aber sind im Besitz (nicht der Wahrheit – wir sind ja Demokraten!), aber der Fakten. Die Fakten sind zu glauben, factum! Das Narrativ der anderen ist reine Propaganda. Und hier schließt sich nun der Kreis. Wir sahen wie das Wort Narrativ in den Begriff der Ideologie hineinschwimmt und hinten nach und nicht ohne Absicht in all seiner geschilderten Unschärfe im Begriff Propaganda endgültig verschwimmt.

Und nun noch ein letztes Wort, damit wir hier nicht so aus dem Artikel aussteigen und womöglich keine Reibefläche entsteht. Sie dürfen sich, liebe Leser, anschließend gerne entrüstet distanzieren! Ich will mich gar nicht auf die logische bzw. unlogische Nachvollziehbarkeit der ganzen Angelegenheit berufen, nicht auf die Erklärungen irgendwelcher Kommissionen, die ja doch nie und nimmer eine russische Mitschuld sachlich begründen werden und auch nicht auf den Herrn Seymour Hersh, der ja bereits als Verschwörungstheoretiker entlarvt ist. Nein, ich will ganz eigenständig Verschwörungstheoretiker sein und darum ganz ohne nähere Begründung und frei heraus, ohne irgendwelche Anhaltspunkte oder Hinweise möchte ich sagen: Ich glaube … Nein anders: Ich bin ganz sicher, ich weiß, Biden und Kumpane haben die Sprengung von Nord-Stream befohlen. Das hat es nämlich gebraucht. Und ich reihe mich voller Stolz ein zu den Verschwörungstheoretikern.

Nachsatz:

Bei Gott, wenn ich das alles überdenke, dann erscheint mir jeder der heutigen Staaten nur als eine Verschwörung der Reichen, die unter dem Vorwand des Gemeinwohls ihren eigenen Vorteil verfolgen und mit allen Kniffen und Schlichen danach trachten, sich den Besitz dessen zu sichern, was sie unrecht erworben haben, und die Arbeit der Armen für so geringes Entgelt als möglich für sich zu erlangen und auszubeuten.“

Karl Kautsky